Wie ihr ja bereits bei uns lesen konntet, gibt es in Italien das Yarn Bombing Trivento. Das italienische Festival fördert nicht nur die Garnkunst, es möchte auch aufmerksam machen. Dieses Jahr widmet es sich einem sehr ernsten Thema: Sozialphobie. Auch wir als Yarngang beteiligen uns mit einigen Augen und unsere Elke wird als Künstlerin teilnehmen. daher haben wir ein Schmankerl für euch: Yarn Bombing Trivento – ein Interview mit den Organisatoren
Was uns aber wirklich freut und was wir hier auch nochmals erwähnen wollen: Es kommen Augen aus der ganzen Welt: Aus den USA, Frankreich, Deutschland, dem hohen Norden… schau einfach auf der Facebookseite und staunt, wie klein die Welt doch ist. Und wie groß trotzdem die Unterstützung ist.
Das Projekt hat uns sehr beeindruckt und so möchten wir euch ein dieses ein wenig mehr ans Herzen legen. Wir konnten Daniela, einer der Organisatoren ein paar Fragen stellen und haben diese hier für euch:
Kannst du bitte das Yarn Bombing Trivento Team kurz vorstellen? Danke!
Die Gruppe besteht aus vier Personen: Lucia, Giulia, Enrico und ich. Alles fing mit Lucias Projekt des längsten Häkelteppiches der Welt an, nach und nach haben wir uns mit ihr angefreundet. Wir sind sehr eng miteinander und das ist es, was uns immer dazu bringt, große Dinge zu machen, sei es weil wir uns zusammen so amüsieren oder sei es, weil wir die gleiche Weltanschauung haben.
Wie kam es zu dem Yarn Bombing Trivento Festival?
Lucia hat schon immer die Personen, die ihr auf Social Media folgten, mit einbezogen. Jede*r realisierte seinen eigenen Teil des Projektes und schickte es ihr per Post. Dieser Teil wurde dann mit allen anderen so verbunden, dass alles zusammen eine groß dimensionierte Installation ergab.So haben wir angefangen. Danach wollten wir die Yarnbombing Künstler aus aller Welt mit einbinden. Also baten wir sie, uns eines Ihrer Kunstwerke zuzusenden, um sie dann in unserem alten Dorf, das quasi einem Freilicht-Museum gleicht, zu installieren
Die Antwort war äußerst positiv: über 200 Künstler beteiligten sich, manche haben ihr Kunstwerk zugeschickt, manche haben persönlich am Event teilgenommen, haben ihr Projekt direkt unter den Augen der Besucher am ausgesuchten Platz installiert. So konnten die Besucher die Kunstwerke bewundern und gleichzeitig die historischen Schönheiten Triventos entdecken.
Was war eure Motivation?
Zunächst einmal ist es eine Möglichkeit, uns selbst zu auszuprobieren. Wir wollen auch anderweitig davon profitieren. Wir haben den Wunsch, unser Tätigkeitsfeld der ganzen Welt zu zeigen und bekannt zu machen.
Das Festival findet jedes Jahr in einer anderen Stadt statt – dieses Jahr in Mailand – warum?
In Wirklichkeit ist unsere Basis Trivento, doch dieses Jahr wurden wir eingeladen. Wir dachten, das ist eine wunderbare Sache, vor allem weil der Mailänder Stadtteil Lambrate voll und ganz für das Konzept der Stadterneuerung steht und voll ist von Menschen mit dem starken Wunsch, Großes zu tun.
Als früheres Industriegebiet bewahrt es perfekt die Authentizität seines Ursprungs, aber mit Zukunftsideen und mit einem offenen Geist für Veränderungen und neue Einflüsse. Die ehemaligen Frabrikgebäude wurden in Kunstgalerien umgebaut, in Designstudios. Diese Orte sind voller Leben und Kreativität. Es gibt keinen passenderen Platz für unser Festival.
Kann jeder mitmachen, oder wählt ihr die Künstler aus, die teilnehmen?
Wir suchen uns die Teilnehmer aus und laden Sie dann ein, über einen sogenannten “Call to action” in den Social Medias hat jeder die Möglichkeit, sich dafür zu bewerben.
Was bedeutet Yarnbombing für dich?
Es ist etwas, das dunklen, einsamen Orten, anonymen Dingen, denen wir wenig Bedeutung beimessen, und schmutzigen, zerstörten Mauern Farbe zu verleihen… damit erschaffen wir Geschichten, wo es in der Regel nichts gibt.
Wie empfindet ihr die Yarnbombing-Community in Europa?
Ich glaube nicht, daß es eine wirkliche Community in Europa gibt, oder besser gesagt, wir kennen die weltweite Community gut, weil Menschen aller Nationalitäten an unseren Veranstaltungen teilnehmen. Wir sind sehr stolz auf eine Sache: dank unserer Veranstaltungen haben viele Künstler Freunde gefunden, Kollaborationen geschaffen und ihre Einzigarzigkeit hervorgehoben.
Viele tun Stricken, Häkeln und Handarbeiten als “Frauenhobby” ab, bei dem man Topflappen macht, und werten es ab. Wie kann man eurer Meinung nach ein Bewusstsein dafür schaffen, dass es nicht nur ein nettes “Frauenhobby” ist, sondern eine sehr komplexe und vielschichtige Kunstform?
Das Bewusstsein wird nur zunehmen, wenn die Unwissenheit beseitigt wird. Genau das versuchen wir, durch unsere Aktivitäten zu erreichen.
Ihr habt für dieses Jahr ein sehr ernstes Thema gewähltWarum habt ihr das Thema “Sozialphobie” gewählt? Gab es einen besonderen Grund?
Das Thema “Sozialphobie” betrifft nur das Gemeinschaftsprojekt, das wir auf der Veranstaltung neben über 100 freigestalteten Werken vorstellen werden. Das Projekt zielt darauf ab, die Nähe zu denen auszudrücken, die an der “Sozialen Angststörung” leiden, das Bewusstsein zu schärfen und die Menschen dazu zu bringen, dieses Thema zu vertiefen.
Wir haben uns dafür entschieden, weil diese Störung aufgrund der Pandemie und der damit einhergehenden erzwungenen Distanzierung viel häufiger auftreten kann, was zur Entwicklung von Isolation und Einsamkeit beiträgt, Phänomene, die Auswirkungen auf die geistige und körperliche Gesundheit der Menschen haben können.
Wie können wir euch bei eurem großartigen Projekt unterstützen?
Wir tun alles nur aus Leidenschaft und Nächstenliebe, aber wie ihr wißt, um das Beste aus einem Projekt heraus zu holen, ist es nicht genug, nur mit dem ganzen Herzen bei der Sache zu sein, aus diesem Grund bitten wir euch, wenn ihr uns helfen wollt, ladet uns zu einem Kaffee ein. (https://www.buymeacoffee.com/YBtrivento) Die wichtigste Hilfe ist jedoch immer die moralische, folgt uns und teilt unsere Veranstaltungen in den sozialen Medien.
Gibt es noch etwas, das du den Lesern sagen möchtest?
Erinnert ihr euch an eure häkelnde Oma? Nun, die Dinge haben sich geändert, heute sprechen wir über Street Art, Kunstwerke, strickende Männer… aber glaubt mir, wenn wir an einem Preojekt arbeiten, ist es unsere häkelnde Oma, an die wir denken. Mit Yarnbombing schauen wir nach vorne, aber immer auch mit einem Blick zurück.
Vielen Dank an Daniela für die Zeit, die sich sich genommen hat unsere Fragen zu beantworten. Wir hoffen, wir konnten euch das Festival ein wenig ans Herz legen. Bis zum 30.4. kann das Projekt noch unterstützt werden. Danach geht es in die Umsetzung. Wir sind bereits sehr gespannt auf das Ergebnis. Vergesst nicht auf den Facebookseiten der Yarn Bombing Trivento vorbei zu schauen. Oder ladet die Organisatoren zu einem Kaffee ein. Vielen Dank auch an unsere Elke, fürs Übersetzen aus dem Italienischem.