Die Yarngang ist an diesem Sonntag Anfang Januar noch lange nicht fertig damit, knapp 3000 Schmetterlinge in die alte Kastanie am Eugensplatz in Stuttgart zu hängen, da bleiben schon viele Passanten stehen – staunen, fotografieren, fragen nach. Und sind begeistert. In diesem Moment ist klar: So ein Hotsport against Corona muss auch in meiner Heimatstadt. Amberg in Bayern entstehen. Tut er auch. Ein paar Wochen nach meinem Ausflug nach Stuttgart sind 416 Amberger Schmetterlinge bereit, abzuheben: Elke Hahn, die das wunderbare Stuttgarter Projekt initiiert hat, hat ordentlich für mich genadelt, ich hab selbst etliche Knäuel kunterbuntes Acrylgarn verhäkelt, meine Mutter, meine Nichte und eine liebe Freundin hat auch das Häkelfieber gepackt und aus der Yarngang kam Schmetterlingspost von Ulrike aus Esslingen, Denis aus Frankfurt, Annett aus Babenhausen und Hedwig aus Friedrichsdorf.
So funktioniert die Yarngang! Einer hat ein Projekt und viele machen einfach mit. Egal, wo sie sind. Das Internet macht’s möglich. Eine tolle Gruppe!
Toll ist auch etwas, das den Amberger Hotspot ein kleines bisschen besonders macht: Hier haben sich die Schmetterlinge in einem Baum in der historischen Altstadt niedergelassen – und zwar direkt vor dem Luftmuseum. Eine ziemlich einzigartige Einrichtung. Was für ein erstaunlicher Zufall: Das Museum zeigt gerade jetzt drinnen eine Ausstellung eines Schmetterlingssammlers. Nur sehen kann sie keiner, weil Corona dafür sorgt, dass die Besucher draußen bleiben müssen.
Schmetterlinge sehen sie hier jetzt trotzdem. Beim inzwischen achten Hotspot against Corona. Vor dem Amberger Museum, bis es wieder öffnen darf. Seine Geschäftsführerin Johanna Foitzik freut sich über den Blick aus ihrem Büro im ersten Stock, wie sie mir in einer E-Mail verraten hat: “Wie schön die Schmetterlinge im Sonnenlicht am Nachmittag ausschauen und leuchten”, schreibt sie. Ich kann sie lächeln sehen, während ich das lese. So einfach kann man sich selbst und anderen eine Freude bereiten. Mitten im Corona-Lockdown. Das ist einfach wunderbar.
Text und Bilder von Heike Unger